Der Steinkauz

Steinkauz
Steinkauz

Der Steinkauz galt schon unter WÜST (1986) als „sehr selten und in weiten Gebieten Bayerns als verschwundener Jahresvogel“. Dass auch die kleinen, zersprengten Populationen in Bayern keine Chance hatten, zeigt die Verbreitungskarte bei BEZZEL et al. (2005). Wird der Brutbestand für Bayern hier mit 100-150 Paaren angegeben, sind MEPS & SCHERZINGER (2000) mit ihrer Quelle (Hartlaub) noch etwas optimistischer. Sie schätzen die Brutpaare in Bayern auf 150-200. Beide Schätzungen zeigen aber, dass der Steinkauz in Bayern, nach Jahrzehnten dramatischen Rück-gangs, kurz vor dem Aussterben steht. Betrachtet man nur den nordbayrischen Raum und speziell Oberfranken und die angrenzenden Gebiete, ist auch hier das Fehlen des Steinkauzes über weite Strecken zu verzeichnen. Auch hier nahm die Steinkauzpopulation seit den 60er Jahren dramatisch ab. Für Ost-Oberfranken geben GUBITZ & PFEIFER (1993) den Steinkauz im 19. Jahrhundert noch als häufig an. Einzelne Nachweise werden speziell ab den 70er Jahren aufgelistet. Letzte Meldungen von Jungvögeln stammen aus dem Jahre 1979, Rufnachweise gab es bis 1985/ 1988. Die im Atlas der Brutvögel Bayerns NITSCHE & PLACHTER (1987) abgedruckte Karte gibt dieses gut wieder. Der Neunachweis um Bayreuth in BEZZEL et al. (2005) ist auf ein Zuchtprogramm zurückzuführen. GUBITZ & PFEIFER (1993) erwähnen ein Zucht- und Auswilderungsprogramm, wo es in der näheren Umgebung zu Bayreuth in den 80er Jahren immer wieder zu erfolgreichen Bruten kam. Für den Bamberger Raum gibt RIES (1915) den Steinkauz als ziemlich häufig an. Bei BEZZEL et al. (2005) gibt es für den Zeitraum 1979-1983 noch Brutnachweise aus der Umgebung Bambergs, für die 90er Jahre gibt es aber auch hier keine Nachweise mehr. In den letzten Jahren sind zwar einzelne Hinweise zu Rufen der Eulenart gemacht worden, es gibt aber keine Sicht- oder Brutnachweise vom Steinkauz im Raum Bamberg (mündliche Mitteilung Thomas Stahl, Burgebrach). Im Landkreis Kulmbach wurde 2009 über mehrere Jahre ein einzelner Vogel in Eisenwind bei Rugendorf an der Grenze zum Landkreis Kronach nachgewiesen. (mündliche Mitteilung Ralph Pfeiffer, Thurnau) Im ehemaligen DDR Bezirk Suhl wird der Steinkauz als sehr seltener Brutvogel angegeben SCHMIDT (1977). Er gibt auch an, dass der Steinkauz bis in die 50er Jahre dort selten aber verbreitet war. Bei Steinach gab es 1977 noch eine Beobachtung, bei Sonneberg 1972. KNORRE et al. (1986), gibt für den Zeitraum von 1970-1981, folgende Brutnachweise (BN) oder Brutzeitbeobachtungen und Verdachte (BV) aus Thüringen, im Bereich zum Landkreis Coburg an: Kreis Hildburghausen 1 BN; Kreis Sonneberg 1 BV. SCHEFFLER (2010) konnte 2005 einen Steinkauz im Grenzgebiet zu Thüringen im Landkreis Rhön-Grabfeld nachweisen. Durch Ausbringen von Nisthilfen konnte dort eine Restpopulation gezielt gefördert und untersucht werden. 2008 konnten 17 erfolgreiche Brutpaare, 2 in Thüringen und 15 in Bayern nachgewiesen werden. Für 2011 gibt SCHEFFLER (2011) 27 Brutpaare mit mindestens 80 Jungvögeln aus den Landkreisen Rhön-Grabfeld (12BP), Bad Kissingen (10 BP), Schmalkalden-Meiningen (2 BP), Hildburghausen (2 BP) und Schweinfurt (1 BP) an. Die dichteste Entfernung eines Brutpaares im Landkreis Hildburghausen beträgt etwa 12 km zum Landkreis Coburg.

Verbreitung im Coburger Land

Steinkauz-Lebensraum
Steinkauz-Lebensraum

Die Verbreitung und Entwicklung des Steinkauzes im Coburger Land, lässt sich durch die langfristige und hochaktive Arbeit diverser Ornithologen gut dokumentieren. So schreibt BRÜCKNER (1926) „Er ist im Gebiete ein nicht seltener Jahresvogel, dessen allmähliche Abnahme überall bemerkt wird“. Brückner deutete also schon vor über 100 Jahren an, dass der Steinkauz im Coburger Land seltener wurde! BARNICKEL et al. (1977) hatte 50 Jahre später als Status für den Steinkauz „Ehemaliger Jahresvogel“. Er gibt für den Itzgrund im Raum Großheirath- Zilgendorf noch zahlreiche Beobachtungen an. Alle Anfang der 1960er Jahre. (1960 17, 1961 28, 1962 22) Durch „den strengen Winter 1962/63 dürfte die Population im Beobachtungsgebiet vollkommen zusammengebrochen sein“ BARNICKEL et al. (1977). FROBEL et al. (2002) geben 1962 als Jahr der letzten bekannten Brut an. Es ist aber anzunehmen, dass der Steinkauz auch die folgenden Jahre noch als Brutvogel im Coburger Land vereinzelt vorkam. So sind bei BARNICKEL et al. (1977) noch Sichtungen bei Obersiemau 1964, Unnersdorf 1966, Baunach und Ebensfeld 1975 aufgezählt. Im Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern, Landkreis Coburg BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR LANDESENTWICKLUNG UND UMWELTFRAGEN (1997) wird auf bekannte Brutplätze am Lauterberg 1979 bis 1990 und bei Heldritt 1979 bis 1980 hingewiesen. Es wird auch ein in den früher 80er Jahren besetzter Brutplatz bei Schottenstein erwähnt (es werden aber keine genauen Quellen genannt). In den Jahren 1978 bis 1990 wurde in der Greifvogelauffang- und Pflegestation in Neu-Neershof ein Steinkauzzuchtprogramm durchgeführt, bei dem insgesamt 109 nachgezüchtete juvenile Steinkäuze freigelassen wurden. Während des gesamten Zeitraumes gab es keine Wiederansiedlung im Coburger Land durch ausgewilderte Käuze zu verzeichnen LEICHT (1992). Die Zucht wurde abgebrochen, da eine fortschreitende Vernichtung von Steinkauzlebensräumen und damit der Entzug von Nahrungs- und Brutplätzen, keinen Erfolg auf Wiederansiedlung versprachen. Verhör eines Steinkauzes 1989/90 bei Rossfeld durch Frank Reißenweber und Gerold Schlosser, außerdem 1994 Gewöllefunde am Lauterberg durch Christian Strätz und Helmut Schlumprecht (mündliche Mitteilung Reißenweber). Rufender Vogel festgestellt im April 2008 bei Heldritt durch Dieter Franz (Handnotizen Gerold Schlosser). Im März 2010 wurde ein rufender Vogel aus dem Itzgrund bei Scherneck von Joachim Lessing gemeldet. Dort wurde dem Steinkauz eine künstliche Nisthilfe zur Verfügung gestellt, was Startschuß für ein Projekt darstellte.