Die Bischofsau bei Roßfeld

Die erste Naturschutzfläche der LBV-Kreisgruppe Coburg - direkt am Grünen Band

Blick über die LBV-eigenen Feuchtwiesenkomplexe der Bad Rodacher Bischofsau
Blick über die LBV-eigenen Feuchtwiesenkomplexe der Bad Rodacher Bischofsau

Ganz am nordwestlichen Rand des Landkreises Coburg liegt seit 1989 das Naturschutzgebiet „Eichelberg und Bischofsau“. Es umfasst auf bayrischer Seite 99 Hektar. Auf Thüringer Seite kamen 1995 im Landkreis Hildburghausen nochmals 78,2 ha in direktem Anschluss hinzu als NSG „Bischofsau“. Landschaftsprägend sind dort das wertvolle Mittelwaldgebiet, der Trockenrasen am Hohen Rain und die bodennassen Auwiesen, sowie die feuchten Brachen im ehemaligen thüringischen Grenzstreifen.

 

Waldemar Barnickel, der langjährige Vorsitzende des LBV- Coburg, hatte bereits in den 80er Jahren den herausragenden Wert dieses Gebietes für den Naturschutz erkannt. Sukzessive erwarb er ab 1984 circa 8 Hektar der offenen Wiesenflur für den LBV. Es waren die ersten Flächenankäufe, die der LBV im Coburger Raum überhaupt tätigte. Die bodenfeuchten Auen, die für die Landwirtschaft nur einen geringen Wert besitzen, wurden nun für die dort vorkommenden Pflanzen- und Tierarten optimiert. Die Extensivierung der Bewirtschaftung, Verzicht auf Düngung und Spritzmittel, späte Mahd nach dem Ende der Brutzeit, kleinteilige Bearbeitung und das Stehenlassen von Schilf und Randstreifen, schufen ein reichstrukturiertes Biotop. Bereits im Jahre 1989 und in Rekordzeit von nur einem Jahr wurde das Areal, dessen Kerngebiet die LBV- Flächen sind, in Bayern unter Naturschutz gestellt.

 

Sehr wertvoll ist außerdem der Eichelberg mit seinem hochwertigen Laubwaldbestand. Er wird als Mittelwald bewirtschaftet. Das heißt verschiedene Parzellen werden hier nacheinander  in einem etwa 20-jährigen Turnus bei Belassen der alten Eichen-Überhälter genutzt.

 

Durch Coburger Fuchsschafe werden die Trockenwiesen des Hohen Rain im Süden des NSG offen gehalten, wo sogar der Hainsalbei blüht.

 

Nach der Wiedervereinigung konnte der LBV noch zusätzliche 2,3 ha Flächen auf dem Grenzstreifen erwerben. Für zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen konnte so ein zusammenhängender, großräumiger Lebensraum erhalten oder neu geschaffen werden, zumal der LBV auf den Wiesen mit hohem Grundwasserstand zusätzlich einige Tümpel ausbaggern ließ. Die kleinen Gewässer wurden von Amphibien wie Erdkröten, Wasser- und Grasfröschen, Berg- und Teichmolchen besiedelt. Auch die wasserliebende Ringelnatter ist hier anzutreffen.

Orchideen und Trollblumen

Trollblume - der größte Bestand im gesamten Grabfeld steht auf LBV-Flächen in der Bischofsau. (c) Petra Altrichter
Trollblume - der größte Bestand im gesamten Grabfeld steht auf LBV-Flächen in der Bischofsau. (c) Petra Altrichter

Die LBV-Wiesen beherbergen heute, neben der sehr seltenen Knollenkratzdistel, auch den größten Bestand der eindrucksvollen, gelbblühenden Trollblume im eher trockenen Grabfeld und sind ein letzter Standort des Kleinen Knabenkrautes im Landkreis. An einem der LBV- Tümpel wächst hier sogar das Zyperngras als, auf einen hohen Grundwasserstand spezialisierte, sehr seltene Pflanzenart.

Refugium für viele bedrohte Vogelarten

Der Kiebitz braucht die extensiven, nicht zu dicht bewachsenen Feuchtwiesen in der Bischofsau für eine erfolgreiche Brut. (c) Petra Altrichter
Der Kiebitz braucht die extensiven, nicht zu dicht bewachsenen Feuchtwiesen in der Bischofsau für eine erfolgreiche Brut. (c) Petra Altrichter
Die Rohrammer ist einer der Charaktervögel der Röhrichtbestände auf den LBV-Flächen. (c) Petra Altrichter
Die Rohrammer ist einer der Charaktervögel der Röhrichtbestände auf den LBV-Flächen. (c) Petra Altrichter

In der Bischofsau haben als Rote-Liste 1-Vogelarten Bekassine und Wachtelkönig, darüber hinaus haben auch Kiebitz, Rebhuhn, Wachtel, Wendehals und Neuntöter einen ihnen zusagenden Lebensraum gefunden. Alle drei seltenen „Kehlchen“-arten - das Blau-, das Braun- und das Schwarzkehlchen - können hier gleichzeitig als Brutvögel in stabilen Beständen beobachtet werden, was eine sehr große Besonderheit ist! Die Rohrweihe nutzt die nicht gemähten Schilfflächen in manchen Jahren als Brutplatz und die Grauammer kommt im Coburger Raum nur noch im Bereich des Naturschutzgebiets „Bischofsau“ vor. Den angrenzenden Wald nutzen der Rote und der Schwarze Milan als Horstplatz und der Schwarzstorch ist bei der Nahrungssuche regelmäßig an den LBV-Tümpeln zu beobachten.

Lebensraum für Insektenarten von europäischer Bedeutung

Neben der namensgebenden Nahrungspflanze für seine Raupen benötigt der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling bestimmte Knotenameisen, in deren Bau sich die von den Ameisen selbst eingetragenen Falterpuppen weiterentwickeln. (c) Petra Altrichter
Neben der namensgebenden Nahrungspflanze für seine Raupen benötigt der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling bestimmte Knotenameisen, in deren Bau sich die von den Ameisen selbst eingetragenen Falterpuppen weiterentwickeln. (c) Petra Altrichter
Auf der Roten Liste kletterte die Sumpfschrecke immer höher. Jetzt sind ihre Bestände wieder deutlich im Steigen begriffen - nicht zuletzt dank LBV-Flächenankäufenb wie in der Bischofsau. (c) Petra Altrichter
Auf der Roten Liste kletterte die Sumpfschrecke immer höher. Jetzt sind ihre Bestände wieder deutlich im Steigen begriffen - nicht zuletzt dank LBV-Flächenankäufenb wie in der Bischofsau. (c) Petra Altrichter

Nicht zuletzt ermöglichen die ungenutzten, feuchten Säume an den Gräben das Aufkommen des Wiesenknopfes und bieten so dem seltenen Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der Sumpfschrecke und vielen anderen gefährdeten Insektenarten ein sicheres Refugium. Bei der Kartierung des „Grünen Bandes“ konnte 2011 sogar der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling dort nachgewiesen werden. Beide Bläulings-Arten fallen unter die europäische Flauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FH), das heißt für sie werden europaweit Schutzgebiete ausgewiesen. Mit seinen Flächen in der Bischofsaue spielt die LBV-Kreisgruppe Coburg also auch auf internationalem Naturschutz-Parkett!