Eine Resolution zum Insekten- und Biodiversitätsschwund hat Anfang Mai der bekannte Biologe Dr. Herbert Nickel beim Bundesumweltministerium eingereicht. Im Namen von deutschen
Extensivweidevereinigungen, wesentlichen Naturschutzakteuren (wie zum Beispiel vom LBV) sowie Tierhaltern fordert er eine Rückkehr der großen Weidetiere in die Landschaft – und zwar in geringer
Besatzdichte, mit möglichst robusten Rassen, ohne prophylaktische Medikamentierung (nur bei Bedarf), möglichst ganzjährig und auf mindestens fünf Prozent der land- und forstwirtschaftlichen
Nutzfläche. „Ein entscheidender Faktor, gerade auch für das Insektensterben, ist nach unserer Auffassung das Verschwinden von Weidetieren in naturverträglicher Haltung aus der freien Landschaft“,
heißt es in der Resolution. „Sieht man heute überhaupt noch Weidetiere draußen, stehen sie meist in viel zu hoher, für Flora und Fauna destruktiver Dichte. Zudem werden sie meist prophylaktisch
mit Antiparasitenmitteln behandelt, die zu einer weiteren Reduktion unserer Biodiversität, vor allem aber der lnsekten, führen.“
Der Strukturreichtum der einstigen Huteweiden mit ihren Geilstellen, Trampelpfaden, Suhlen, Dornensträuchern, Hutebäumen und viele mehr und der Wechsel zwischen offenen und mit Gehölzen
bestandenen Bereichen hätten fast allen unseren Offenlandarten Lebensraum geboten. „Der Dung, von dem eine einzige Kuh rund 10 Tonnen im Jahr produziert, nährte Unmengen von lnsekten, die
wiederum eine riesige Ressource für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fledermäuse waren. Zugleich war er Medium für den Transport unzähliger Samen von Pflanzenarten und sogar wirbelloser Tiere, die
heute in der Landschaft an isolierten Standorten genetisch degenerieren oder schon verschwunden sind.“
Auch die maschinelle Mahd richte viel Schaden an, so heißt es in der Resolution. „Aus zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, dass die Sterblichkeitsrate quer durch alle
Tiergruppen (von Amphibien über Käfer, Spinnen, Heuschrecken bis zu den Bienen) bei maschinellen Mahdtechniken bis über 80 Prozent pro Schnitt reicht und die lntensivierung der Grünlandnutzung zu
einer großräumigen Verarmung und Monotonisierung unserer Landschaften geführt hat.“
Ein Ausweg zum Mahd-Problem und als Gegenmaßnahme zum Insektensterben außerdem ein sehr erfolgsreiches Werkzeug seien Extensiv-Weideprojekte. „Auf solchen Flächen nahmen die lnsekten bereits nach
wenigen Jahren wieder substanziell zu und im Gefolge haben sich zahlreiche gefährdete Vogel- und Amphibienarten wieder ausgebreitet. Sogar regional ausgestorbene Arten sind wieder eingewandert,
schreibt Dr. Nickel in seiner Einschätzung.“ Die Resolution fordert deswegen eine substanzielle finanzielle Förderung der extensiven, naturverträglichen Beweidung in der nächsten Runde der
Gemeinsamen Agrarpolitik wie auch auf nationaler Ebene, einen Abbau bürokratischer Hindernisse bei ihrer Einrichtung und Durchführung sowie die aktive Unterstützung der öffentlichen Hand und
weiterer Akteure zur Etablierung möglichst großflächiger Weidegebiete.