Stromtrasse P44 durch das Coburger Land ist vom Tisch!

Das Coburger Land kann aufatmen – die so genannte Thüringer Strombrücke zwischen Schalkau und Bergrheinfeld in Unterfranken wird nicht gebaut. Die Stromtrasse wurde aus dem Bundesbedarfsplangesetz gestrichen.

 

Hier unsere Argumente, die zum Aus führten:

 

1. Naturschutzgroßprojekt „Grünes Band – Rodachtal-Lange Berge-Steinachtal“

Das gesamtstaatlich repräsentative Naturschutzgroßprojekt des Bundesumweltministeriums würde mit P44/ P44mod durch das Bundeswirtschaftsministerium konterkariert! Das Fördergebiet von >8200 ha muss zwingend großräumig umgangen werden. Bei der ersten 380 kV-Leitung („Thüringenbrücke“) von Altenfeld nach Redwitz, die das Projekt bereits schneidet, lief die Planung für beide Projekte noch parallel. Bei der P44/ P44mod ist aber das Naturschutzgroßprojekt bereits vorhanden und damit in seinem Wirkungsbereich ein hartes Ausschlusskriterium!

 

2. Dichtezentrum Rotmilan

Das LfU Bayern hat die TK 25000- Kartenblätter Bad Rodach (5630), Meeder (5631) und Heldburg (5730) als sog. „Dichtezentren für den Rotmilan“ ausgewiesen. Eingriffe und Projekte jedweder Art, die sich hier negativ auf die nationale Verantwortungsart Rotmilan (Milvus milvus) auswirken, sind in diesen Kartenblättern unzulässig. Dazu gehören auch Hochspannungsleitungen, die immer ein Kollisionsrisiko darstellen, auch wenn das Erdkabel noch so gut markiert ist.

 

3. Landschaftsbild für Wander- und Naturtourismus sowie Naherholung

Das Landschaftsbild im westlichen Landkreis Coburg und dem angrenzenden Südthüringen (Lange Berge mit Alexandrinenhütte, Bad Rodach, Bad Colberg, Veste Heldburg, Veste Coburg, Seßlach) ist für die Tourismusregion Rennsteig - Obermain und die grenzüberschreitende Initiative Rodachtal von entscheidender Bedeutung. Gerade der Blick von der Alexandrinenhütte auf den Langen Bergen (neben NSG „Sennigshöhe“) nach Süden und Südosten ins Coburger Land würde von einer 380 kV-Leitung erheblich beeinträchtigt und würde Wandertourismus wie Naherholung im Coburger Land drastisch beschädigen.

 

4. Erd-Verkabelung keine Alternative

Eine Erd-Verkabelung bei 380kV-Wechselstromleitungen ist nicht nur praktisch unmöglich bzw. extrem teuer, sondern werden dadurch wertvolle Biotope meist noch mehr als durch Luftkabel beeinträchtigt.

 

5. Überbündelung im Coburger Land durch P44/ P44mod

Eine weitere Höchstspannungsleitung würde die bereits bestehende Überbündelung von bundesweiten Großprojekten im Coburger Land noch extremer werden lassen. Es wurden hier seit der Wiedervereinigung mit ICE, A 73, B4 neu, B 303-Umgehungen neu und 380 kV-Leitung Altenfeld-Redwitz („Thüringenbrücke“) fünf Bundesprojekte von übergeordneter, nationaler Bedeutung durch das hiesige Gebiet trassiert, die teilweise direkt nebeneinander in einer Großschneise verlaufen (z.B. zwischen Dörfles-Esbach und Rödental). Darüber hinaus wurden seit 1990 auch durch ausufernde kommunale Baugebiete, zwei Windparks sowie durch mehrere Wasserwirtschaftsprojekte des Landes Bayern weitere ca. 1000 ha Land in Anspruch genommen und Biodiversität wie Landschaftsbild weiter nachteilig beeinträchtigt. Z.Zt. laufen in der Region noch Planungen für einen mind. 100 ha großen Verkehrslandeplatz und ein weiteres Wasserwirtschaftsprojekt zwischen Neustadt und Sonneberg, die ebenfalls viel Fläche beanspruchen würden. Diese extreme bereits bestehende Überbündelung sowie der Flächenverbrauch insgesamt, sind absolut nicht mehr als nachhaltig zu bezeichnen. Sollte die P44/ P44mod also für die Energiewende Deutschlands unverzichtbar sein, dann muss sie das Coburger Land und insbes. das Areal des Naturschutzgroßprojekts „Grünes Band“ des Bundesumweltministeriums als einzigem kompensatorischem großem Bundesprojekt in diesem Raum, großräumig umgehen! Die Vielzahl der bereits durchgeführten Projekte stellt auch eine enorme Summationswirkung auf die FFH- und EU-Vogelschutzgebiete im Planungsgebiet dar, die ein weiteres Großprojekt aus Gründen des Europäischen Naturschutzes verbieten. Eine neue 380kV-Leitung brächte z.B. weitere Luftraumverdrahtung für Großvögel mit sich.

 

6. Fehlerhafte Alternativenprüfung

Da der Übergabepunkt Schalkau ohne transparentem, öffentlichem Verfahren mit Beteiligungsmöglichkeit „quasi-diktatorisch“ vorgegeben wurde (es ging hier immer nur um zwei Systeme, niemals um vier!), gab es auch nie eine ordentliche großräumige Alternativenprüfung, was unzulässig ist! Gäbe es einen zweiten, räumlich weit entfernten Übergabepunkt (z.B. Altenfeld wie ganz am Anfang für durchaus möglich erachtet), dann müsste die P44/ P44mod auch nicht zwangsläufig durch diesen Raum geplant werden. In dem Zusammenhang sollte auch ernsthaft die ohnehin anstehende Erneuerung der 380kV-Leitung Remptendorf-Redwitz als östliche Alternative geprüft werden oder der geplante Neubau der P43 in Unterfranken könnte die P44/ P44mod vielleicht gleich mit aufsatteln als westliche Alternative. Oder: Es könnte mit neuester Technik (Hochtemperatur-Leiterseile, Netzoptimierungssteuerung u.ä.) ganz auf dieses Projekt verzichtet werden und die vorhandenen 380 kV-Leitungen könnten die Leistung erbringen (auch vor dem Hintergrund, dass westlich und östlich des Planungsraumes die beiden großen Gleichstromleitungen gebaut werden, die sehr viel Kapazität von Nord nach Süd leiten).