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Vor sieben Jahren, also 2016, ließ sich der Wanderfalke das erste Mal nach 132 Jahren in der Turmspitze der Coburger Morizkirche nieder, was damals eine echte Sensation für Vogelliebhaber war. Seitdem brüten hier, 62 Meter über den Dächern der Stadt, die streng geschützten Wildvögel in jedem Frühjahr. In diesem Jahr gab es jedoch eine Besonderheit: Das Wanderfalken-Küken blieb ein Einzelkind, das von den Eltern besonders umsorgt wurde. Doch der Reihe nach…
Im Januar ist es soweit: Unser Wanderfalken-Experte, Werner Militzke, richtet in der Spitze der Morizkirche den Brutkasten neu her. Schon zieht auch schon ein Wanderfalken-Paar ein. Meistens schläft das Weibchen nun nachts alleine im Kasten, während das Männchen unterwegs ist. Nach kurzer Morgengymnastik startet das Weibchen ziemlich pünktlich spätestens um 7:30 in den Tag und fliegt davon. Im üblichen Zeitraum zwischen 15. und 20. März legt sie dann drei Eier. Nach einer Brutzeit von rund sechs Wochen bricht ein Ei, und das erste Küken schlüpft. Lange Zeit hoffen alle Beobachter, dass noch weitere Küken schlüpfen, aber die Hoffnungen werden enttäuscht: Es bleibt bei einem Küken, das in den weiteren Wochen dermaßen proppenvoll gefüttert wird, dass es oft wie ein riesiger Fellkloß dösend im Brutkasten sitzt. „Fehlt nur noch ‘ne Fernbedienung und ‘ne Chipstüte“, schreibt ein Beobachter am 4. Mai ins Forum unter der Webcam, in dem die Entwicklungen des Wanderfalken-Nachwuchses auch in diesem Jahr wieder rege diskutiert werden. Ein „voll gefuttertes kleines Knödelchen“, meint eine andere Beobachterin zwei Tage später. „Das Einzelkind wurde natürlich besonderes umsorgt und gefüttert und ist – nach unserer Wahrnehmung – auch besonders schnell groß geworden“, sagt Bernd Leuthäusser, der die Webcam für den LBV Coburg ehrenamtlich betreut. „Aus den anderen beiden Eiern wurde dieses Jahr nichts – warum wissen wir nicht. Ein Ei hat das Falken-Weibchen weggetragen.“
Am 13. Mai wagt sich das Wanderfalken-Mädchen das erste Mal nach draußen und schaut sich vom Anflugbrett die 62 Meter tiefer gelegene Stadt von oben an. Am gleichen Tag zerfieselt sie auch schon selbst ein Stück Beute. Sie ist nun kein „Mini“ mehr, resümieren die Beobachter und nennen kurzerhand den Wanderfalken-Nachwuchs von 2023 „Maxi“. Am 17. Mai kündigen es dann Flatterübungen schon an: Bald wird „Maxi“ ausfliegen. Jedoch läuft das erste Ausfliegen nicht ohne Drama ab: Plötzlich sitzt „Maxi“ hilflos im Kirchhof. Das schnell herbeigerufene Greifvogelteam des gemeinnützigen Naturschutzvereins fängt den jungen Wanderfalken mit einer Decke ein und bringt ihn vorübergehend in die LBV-Greifvogelausfangstation nach Neu-Neershof. Zwei Tage später wird „Maxi“ wieder zurück in die Morizkirche gebracht, wo sie gleich wieder in die Tiefe springt – jedoch geht dieses Mal alles gut…
Für Naturinteressierte waren es also wieder bewegende Szenen, die man in der Wanderfalken-Webcam des LBVs zu sehen bekommen hat. Seit 2021 können die Coburger über unsere Webcams live im Leben der seltenen Greifvögel dabei sein und – dank der vom LBV in Zusammenarbeit mit Stadt und SÜC installierten Webcams – alle Phasen von Brut und Aufzucht mitverfolgen.
Das Webcam-Angebot wurde auch dieses Jahr wieder sehr rege genutzt. „Der LBV verzeichnete von Anfang März bis Anfang Juni 130.000 Zugriffe auf den Livestream der beiden Kameras. In den drei Wochen nach dem Schlüpfen des Kükens, lag die Anzahl der Aufrufe bei zirka 3.000 pro Tag, anschließend bis zum Ausfliegen bei zirka. 2.000“, sagt Bernd Leuthäusser. Auch die Medien berichteten wieder rege über die Coburger Wanderfalken. Im Bayerischen Rundfunk wurden sie sogar bayernweit berühmt.
Der LBV Coburg, der als gemeinnütziger Naturschutzverein die Installation sowie die laufenden Kosten für das Streaming bisher allein trägt, bittet weiterhin um Spenden (hier unsere Kontoverbindung) und sucht noch Sponsoren, um die Webcam langfristig zu ermöglichen. „Wir freuen uns über jede finanzielle Unterstützung für die Webcams“, sagt Frank Reißenweber, erster Vorsitzender des LBV Coburg.
Zur Geschichte des Wanderfalken im Coburger Land
Die Wanderfalken waren in den 70er Jahren in Bayern außerhalb der Alpen ausgestorben, vor allem wegen des gefährlichen Insektengifts DDT, das damals nach langem Kampf der Naturschutzvertreter in der Landwirtschaft verboten wurde. Durch konsequenten Schutz und künst-liche Nisthilfen in hohen Gebäuden besiedelt der Wanderfalke jetzt wie-der fast ganz Bayern – jedoch lange nicht bei uns, denn mangels Natur-felsen ist das Coburger Land kein erstklassiges Wanderfalkengebiet. 1884 hatten Wanderfalken das letzte Mal bei Fürth am Berg gebrütet, danach reisten sie nur noch durch unsere Region hindurch. Es gab zwar schon immer wieder Brutversuche, sie verliefen aber nie erfolgreich. Um den Wanderfalken im Coburger Land wieder fest anzusiedeln, hatte der LBV bereits vor einigen Jahren an der Veste Coburg und am Müllheizkraftwerk Wanderfalkenkästen angebracht, diese wurden aber bisher nicht angenommen. Der Nistkasten in der Morizkirche wurde vor 20 Jahren installiert, die Vogelschützer mussten sich aber bis 2016 gedulden, bis er von den Wanderfalken endlich gefunden und angenommen wurde. Die Kirchturmspitze ist optimaler Platz für den Wanderfalken: Der Nistkasten ist optimal geschützt vor Fressfeinden, und die Umgebung mit den vielen Dächern und Türmen bietet den Jungvögeln optimale Bedingungen für die ersten Flugtage.
Mit tatkräftiger Unterstützung der Firma Dacor und des Hochbauamtes der Stadt hat der LBV Coburg 2021 im Wanderfalken-Nistkasten zwei Beobachtungskameras installieren lassen, mit denen sich
jetzt das Brutgeschehen und die Aufzucht des Nachwuchses live verfolgen lassen. Die beiden Hikvision-Kameras mit 4 Me-gapixel Auflösung liefern einen Stream in HD-Qualität. Die Tag- und
Nacht-Funktion gibt die Möglichkeit zur 24 Stunden-Vogelbeobachtung. Auch hören kann man, was im Wanderfalken-Nest vor sich geht. Dank Infra-rot-Funktion kann man die Vögel auch im Dunkeln
noch beobachten. Nach heutigem Wissensstand ist dies für die Tiere kaum wahrnehmbar und somit nicht schädlich.
Mit enormem Zeitaufwand hat Olaf Pilz ehrenamtlich für den LBV Coburg einen kurzweiligen und liebevollen 24-minütigen Dokumentarfilm über den Coburger Wanderfalken-Nachwuchs zusammengestellt. „Die Nistkasten-Stories aus 62 Meter Höhe" stehen langfristig im Youtube-Kanal als kostenloses Umweltbildungsangebot zur Verfügung. Der Film ist auch über www.coburg.lbv.de zu finden.