Der Spitzberg bei Plesten

Sonnenverliebte Halbtrockenrasen und lichtdurchflutete Wälder

von Freimut Brückner

Wo vor 80 Jahren noch "im Freien" gefeiert wurde, steht jetzt lichter Wald. (c) Freimut Brückner
Wo vor 80 Jahren noch "im Freien" gefeiert wurde, steht jetzt lichter Wald. (c) Freimut Brückner

Schon bei der Anfahrt über den Prälax ist das europäische Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet (FFH-Gebiet) „Bruchschollenkuppen im Landkreis Coburg“ nicht zu übersehen. Von den Langen Bergen und dem Lauterberg im Nordwesten durchzieht es das Coburger Land nach Südosten bis Gestungshausen und bildet dabei die Grenze des Neustadter Beckens.

Besonders die bewaldete Kuppe des Spitzberges ragt augenfällig über Plesten hervor. Vor ungefähr 80 Jahren noch sah man das Plateau nahezu unbewaldet, als die Menschen der umliegenden Dörfer dort ihre Kinder- und Turnfeste feierten und ein geräumiger Fachwerkpavillon als Schutzhütte diente. Heute freilich erinnert daran nichts mehr: Die gesamte Kuppe des Spitzbergs, mit Ausnahme der südlichen Abbruchkante, ist von Licht durchflutetem Kiefern- und Laubmischwald eingeschlossen.

Der Berg lässt sich am leichtesten erwandern, indem man Plesten über die Hohe Straße verlässt, der Abzweigung nach Wörlsdorf hundert Meter folgt, dann die Auffahrt bis zum Waldrand nimmt und Höhe Jägerkanzel den an der Südflanke schräg aufwärts führenden Weg erklimmt. Oben ist man überwältigt vom Panorama, das von den Banzer Bergen über den Jura bis zum Frankenwald reicht, und nimmt die an höchster Stelle (475 m) stehende LBV-Bank dankend für eine ungestörte Rast an.

Grandioser Fernblick von den verbliebenen Magerrasen des Spitzbergs. (c) Freimut Brückner
Grandioser Fernblick von den verbliebenen Magerrasen des Spitzbergs. (c) Freimut Brückner
Wo der Wald den Halbtrockenrasen gewichen ist, findet das Stattliche Knabenkraut seinen Platz. (c) Freimut Brückner
Wo der Wald den Halbtrockenrasen gewichen ist, findet das Stattliche Knabenkraut seinen Platz. (c) Freimut Brückner
Diese attraktive Orchidee ist in Oberfranken bereits stark gefährdet! (c) Freimut Brückner
Diese attraktive Orchidee ist in Oberfranken bereits stark gefährdet! (c) Freimut Brückner

Ein paar Meter tiefer ragen augenscheinlich die Felsen des Muschelkalkmassives aus der Hangwiese. Hier blüht im Mai das Stattliche Knabenkraut (Orchis mascula), in der Roten Liste Oberfranken als stark gefährdet (Rote Liste 2) eingestuft und besonders geschützt.

Zwei Hektar blütenreichste LBV-Flächen

Zirka hundert Meter tiefer grenzen LBV-eigene Wiesen von immerhin zwei Hektar Fläche, die im Rahmen des Arten- und Biotopschutzprogramms vor einigen Jahren erworben wurden, an den Waldgürtel. Der Magerrasen ist aufgrund seiner sonnigen Lage schon im zeitigen Frühjahr übersät mit Frühlings-Schlüsselblumen und Walderdbeeren, ehe sich weitere Frühblüher wie Zypressen-Wolfsmilch, Kreuzblümchen, Futter-Esparsette, Großer Wiesenknopf, Margerite und viele Kleearten dazu gesellen. In Waldnähe treten zerstreut Akelei, Maiglöckchen, Veilchen, Weiße Schwalbenwurz, und Weißwurz auf, um nur die häufigsten Arten zu nennen.

Die LBV-Flächen, ein einziges Blütenmeer: Akelei...
Die LBV-Flächen, ein einziges Blütenmeer: Akelei...
...und Futter-Esparsette aus der "Spinnen-Perspektive". (c) Freimut Brückner
...und Futter-Esparsette aus der "Spinnen-Perspektive". (c) Freimut Brückner

Wichtiger Trittstein für Tiere

Aufgrund seiner Strukturvielfalt bietet der Spitzberg Lebensraum für viele unserer Singvögel, Insekten, und Reptilien und stellt als Einzelfläche einen wichtigen Baustein innerhalb des Biotop-Verbundsystems der Bruchschollenkuppen dar. Bezieht man den unmittelbar angrenzenden Plestener Berg mit Steinbruch (Geotop) sowie den nahen Geschützten Landschaftsbestandteil „Ehemaliger Steinbruch von Weikenbach“ mit ein, so weist der Landkreis Coburg an seiner östlichen Begrenzung hier auf engstem Raum ein für den Naturschutz ganz besonders interessantes und wichtiges Gebiet auf, das es durch geeignete Pflegemaßnahmen langfristig zu erhalten gilt.