Die Arbeitsgruppe Botanik

Pfirsichblättrige Glockenblume
Pfirsichblättrige Glockenblume

Die Arbeitsgruppe Botanik hat es sich zur Aufgabe gemacht, das floristische Arteninventar im Coburger Land zu erfassen. Bei Gemeinschaftsexkursionen werden Biotope kartiert und das botanische Wissen wird erweitert. Des Weiteren kartiert die Arbeitsgruppe Botanik auch die Schutzgebiete im Landkreis (NSG, LB) gibt Pflegehinweise und schreibt Gutachten. Für die Öffentlichkeit werden Pflanzenwanderungen, Baumbestimmungskurse (Sommer, Winter) oder auch botanische Grundseminare angeboten. Passend zum Lehrplan der Schulen werden Pflanzen- und Kräuterwanderungen oder Vorträge über Bäume und Blumen angeboten.

 

Wenn Sie Interesse an der Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Botanik haben würden wir uns sehr freuen. Die Arbeitsgruppe hat einen sehr heterogenen botanischen Wissenstand, vom absoluten Laien bis zum ausgewiesenen Kenner ist jeder bei uns gut aufgehoben.

Ansprechpartner

LBV-Geschäftsstelle

E-Mail: coburg(at)lbv.de

Telefon: 09561/40797-10


Neues aus der Botanik

Beobachtungstipp im März: Blühende Boten künden den kommenden Frühling an

 

 

Der Klimawandel hinterlässt überall seine Spuren, auch in der Pflanzenwelt. Die Vegetationsperiode vieler Arten verlängert sich und der Blühbeginn verschiebt sich immer mehr nach vorne.

 

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3/2020

Neuentdeckungen 2020

Im Handel gibt es den Kopfsalat oder den Eisberg-Salat, die aus der Gattung der Lattiche herausgezüchtet wurden und die zu den Korbblütengewächsen gehören. Bekannt ist auch der Rucola, welcher sich durch eine feine Schärfe auszeichnet. Und dann ist da noch der Feldsalat oder auch „Rapunzel“ genannt, der zu den Baldriangewächsen gehört, na wie beruhigend! Doch jetzt wird es etwas komplizierter. In der Gattung der Feldsalate gibt es zahlreiche Arten, von denen bisher drei im Coburger Land dokumentiert werden konnten. Man findet sie auf Äckern, aber auch auf Ruderalplätzen oder Wegrändern. Nun konnte mit dem Gekielten Feldsalat erstmals eine vierte Art bei uns nachgewiesen werden. Alle Feldsalate lassen sich am besten über die reifen Früchte unterscheiden.

Der Garten-Kerbel ist eine alte, in Vergessenheit geratene Kulturpflanze. Die Art hat ein ausgeprägtes Anis-Aroma und ist in Bayern fast vollständig verschwunden. Sie tritt in zwei Varianten auf: zum einen mit kahlen glänzenden Früchten (Kulturform) und zum anderen mit steifen kurzen Borsten an den Früchten (Wildform). 2020 konnte die Wildform in einer Hecke am Schlosspark Hohenstein entdeckt werden. Aktuell dürft en wohl kaum mehr als eine Handvoll Fundorte der Wildsippe in Bayern existieren.

Ein jeder von uns kennt den Mohn als Sommerblume der Kornfelder. Doch hinter dem Begriff „Mohn“ stecken in Bayern schon einmal drei einheimische, klar trennbare Arten: Klatsch-Mohn, Sand-Mohn und Saat-Mohn. Um die Sache weiter zu verkomplizieren, verbergen sich hinter dem Saat-Mohn sogar drei weitere, nicht ganz so einfach trennbare Arten: der Gewöhnliche, der Verkannte, und der Gelbmilchende Saat-Mohn. Der Saat-Mohn als Komplex ist im Coburger Land allgemein recht selten. Klar nachgewiesen wurde bisher nur der Gelbmilchende Saat-Mohn, als Ackerwildkraut auf den Langen Bergen und der Gewöhnliche Saat-Mohn auf sandigen Böden. Nun wurde 2020 ein Fokus auf die Unterscheidung der Saat-Mohnpflanzen gelegt, was zu einem ersten Fund des Verkannten Saat-Mohns im Coburger Land führte. Es wäre wünschenswert, wenn Funde vom Saat-Mohn sehr zeitnah gemeldet werden würden, um die genaue Art prüfen zu können.

Ein süßes Vergnügen

In der Welt der Pflanzen, wie auch bei allen anderen Organismengruppen, gibt es die einfachen Arten, die sich leicht erkennen und erfassen lassen. Sie rauschen an einem vorbei wie fließendes Wasser. Und dann gibt es Arten, die sind unscheinbar und schwer zu bestimmen. Ihnen nähert man sich in einer Geschwindigkeit von zäh fließendem Honig. Sie „schmecken“ aber deutlich „süßer“ und bleiben einem nachträglich im Gedächtnis. 2019 war so ein Jahr der „süßen“ Arten, von denen wir hier zwei vorstellen wollen.

Die Flachsamige Strandsimse konnte schon 2018 in den Glender Wiesen entdeckt werden. Die Pflanze konnte aber erst im Sommer 2019 endgültig bestimmt werden, da dafür reife Früchte vorhanden sein mussten, die 2018 fehlten. Die Art ist in Deutschland sehr selten. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist Osteuropa bis nach Asien. In der Gruppe gibt es sechs weitere Arten, von denen mit der Breitfrüchtigen Strandsimse eine weitere im Coburger Land vorkommt. 

Klein, unauffällig, schon im zeitigen Frühjahr blühend, zwei fast identische Doppelgänger und ein Dutzend weiterer ähnlicher Arten, so lässt sich der Dreilappige Ehrenpreis am besten beschreiben. Die Art besiedelt im Coburger Land Ackerränder mit steinigen und grusigen Böden. Über die Verbreitung im Coburger Land wie auch im restlichen Oberfranken ist bisher nichts bekannt. Hier besteht zukünftig weiterer Forschungsbedarf.

Neues aus der Mykologie

Neues aus dem Reich der Pilze

Das Jahr 2020 hat der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Coburg bis November schon 116 neue Pilzarten für den Landkreis Coburg beschert. Damit steigt die Gesamtzahl der im Gebiet registrierten Pilzarten auf 3.147. Die Neufunde sind meist winzig kleine Ascomyceten oder unscheinbare phytoparasitische Pilze. Drei auffälligere Pilze sollen hier vorgestellt werden.

Ein seltener Erdstern wurde bei Ahorn gefunden: der handtellergroße Raue Erdstern (Geastrum berkeleyi). In der Roten Liste Deutschland wird er unter „R“ (für Rarität) geführt.

Ebenfalls eine Seltenheit ist der Kleine Specht-Tintling (Coprinopsis stangliana), der im Juni auf dem Magerrasen der Geiersleite bei Gemünda entdeckt wurde (Rote Liste: 3).

Als Beispiel für die meist sehr kleinen Ascomyceten kann der Ahorn-Blattstiel-Becherling (Rutstroemia kalevi) gelten, der auf Blattstielen von vorjährigem Ahorn-Laub wächst. Die zwei Millimeter kleinen Pilze lassen sich nur finden, wenn man am Boden kniet und die Streuschicht genau absucht. Eine Lupe mit zehnfacher Vergrößerung ist dabei unentbehrlich. Die Einstufung in der Roten Liste ist bei solchen nur selten entdeckten Arten nicht möglich und lautet „nb“, was bedeutet „nicht bewertet“.

Von Korallen und Kragen

Das Pilzjahr 2019 war, wie auch schon 2018, von lang anhaltender Trockenheit geprägt. Trotzdem gab es für die Freunde der Speisepilze mit Beginn des Herbstes noch einen Lichtblick, als sich Meldungen über „gigantische“ Steinpilzfunde überschlugen.

Ungewöhnlich war das gehäufte Auftreten des Rosablättrigen Egerlingsschirmlings, was sich in der Pilzberatung deutlich bemerkbar machte. Die Art kann auf den ersten Blick leicht mit dem Champignon verwechselt werden und wächst zudem bevorzugt auf Wiesen und Weiden.

 

Im Auftrag der Regierung von Oberfranken durfte die Pilz-AG eine Wiesenpilzkartierung in der Rosenau bei Rödental und in der Eremitage bei Bayreuth durchführen. Dabei konnten vor allem in der Rosenau zahlreiche sehr seltene und sogar vom Aussterben bedrohte Pilzarten gefunden werden. Die Wiesenpilze begeistern vor allem durch ihre Formen- und Farbenvielfalt, wie die Schöne Wiesenkoralle oder der Kirschrote Saftling eindrucksvoll zeigen.


Neu für das Coburger Land war auch der Fund des Halskrausen-Erdsterns. Der Pilz gehört in die Gruppe der Bauchpilze und bekam seinen Deutschen Namen aufgrund des „Kragens“ um den Sporenbehälter. Fundort war ein Supermarktparkplatz im Stadtgebiet Coburg.

Aktionen

Märchenhafter Garten in Thierach

Mit dem LBV führte Carola Rückert am 17. Juni durch ihren Garten. (c) Cordelia Hiller
Mit dem LBV führte Carola Rückert am 17. Juni durch ihren Garten. (c) Cordelia Hiller

Auf einer platten Wiese und ohne jegliche Vorkenntnisse hat Carola Rückert vor rund 30 Jahren in Thierach als junge Frau angefangen, ihren Garten aufzubauen – gerade fertig gebaut, frisch Mutter und der Mann auf Montage. Zunächst ließ sie aus einer benachbarten Baustelle Erde hertransportieren, die sich dann als völlig unfruchtbarer Tonboden entpuppte. Doch die gebürtige Holsteinerin gab nicht auf und trotzte allen Anfangsschwierigkeiten. Heute, rund 30 Jahre später, ist der 5000 Quadratmeter große Garten ein kunstvolles Refugium prachtvoller Staudenrabatte, sorgsam komponierten Pflanzen und Kunstobjekten. Der kleine Walnussbaum, den Carola Rückert mit ihrem Renault R4 damals von der Baumschule nach Hause transportierte, ist mittlerweile ein stolzer, 15 Meter hoher Baum, der die Terrasse großzügig beschattet. Auf den verwunschenen Wegen kommt man zu einem Pavillon und zu einem wunderschönen Teich. Der naturnahe Garten zeichnet sich auch ökologisch aus: Viele Singvogelarten und eine Buntspechtfamilie haben das Gelände längst für sich entdeckt. Die blütenreichen Säume, Wiesen und Rabatte locken eine Vielzahl von Insekten an, die wichtige Bestandteile dieses Ökosystems sind.

 

Im Sommer arbeite sie täglich bis zu 12 Stunden in ihrem Garten, berichtete Carola Rückert am 17. Juni 2018 gut gelaunt, als sie mit dem LBV durch ihren Garten führte. Alle Besucher waren schon vorher in den Genuss einer Vogelstimmenwanderung von Frank Reißenweber und eines Vortrags über Nisthilfen von Kai Schwämmlein gekommen. Nach einer Tasse Kaffee führte Carola Rückert durch ihren märchenhaften Garten und erzählte hier und dort kurze Anekdoten und gab wertvolle Tipps zur Gartenarbeit. Wer am 17. Juni nicht dabei sein konnte, kann auch im Rahmen der „offenen Gartenpforte" von Mai bis Oktober in Thierach wandeln, schauen, genießen und sich inspirieren lassen. Mehr Informationen finden Sie unter www.gartenundkunst-thierach.de.

 

6/2018

Botanik-Safari mit Jürgen Feder

Jürgen Feder in Gemünda (c) Cordelia Hiller
Jürgen Feder in Gemünda (c) Cordelia Hiller

„Ich hoffe, wir verlieren ein paar Teilnehmer auf der Führung“, sagte Jürgen Feder gleich am Anfang seiner Botanik-Safari. „Und übrigens: Um Tiere geht es heute nicht. Tiere finde ich langweilig.“ Damit war den über 70 Teilnehmer der Botanik-Safari durch die Heiligenleite gleich klar: Der Pflanzenexperte aus Bremen findet deftige Worte und nimmt kein Blatt vor den Mund – außer um vielleicht davon zu naschen. Gefrühstückt hatte der Mann aus Funk und Fernsehen nämlich noch nicht und knabberte hier und dort an Pflanzen, die er den Safari-Teilnehmern leidenschaftlich vorstellte.

 

Direkt nach der Generalprobe des ZDF-Fernsehgartens in Mainz nachts nach Gemünda gebraust, auf dem Parkplatz übernachtet, sich morgens kurz im Bach gewaschen und dann sofort auf in die Natur bis 22 Uhr nachts, und am nächsten Tag wieder zurück nach Mainz zur Live-Sendung. Jürgen Feder eben. Ein Naturkind mit stahlblauen Augen, frecher Schnauze und einem Lexikon im Kopf. Nichts Aufgesetztes ist an ihm, er ist leidenschaftlich, gnadenlos, puristisch und man folgt ihm sofort staunend in seine Welt. Stakkatohaft wirft der Botaniker Wissen um sich und haut währenddessen noch einen Brüller nach dem anderen heraus.

 

Nach 100 Metern und rund 30 Pflanzen später staunt ein Safari-Teilnehmer „Der schmeißt ja ganz schön mit Pflanzen um sich!“ „Ja klar“, sagt Jürgen Feder. „Wir sehen uns ja nur heute, da muss ich reinhauen!“ Dass Jürgen Feder an diesem heißen Tag im Coburger Land ist, haben das Naturkunde Museum und der LBV Coburg organisiert. Und dann haut Jürgen Feder wirklich rein und zwar zwei Stunden länger als geplant – manche Safari-Teilnehmer geben tatsächlich erschöpft vorzeitig auf. Von Knoblauchsrauke über das Orientalische Zackenschötchen zum Gundermann: Zu jeder Pflanze kann Jürgen Feder erstaunliche Details erzählen. „Gundermann in Schokolade getunkt und dann ins Kühlfach legen, schmeckt ähnlich wie Rosinen.“ Es gebe viel mehr essbare Pflanzen als giftige. Am Hahnenfuß sei jedoch alles giftig bis auf die Blütenblätter. Mit denen habe man früher Butter gelb eingefärbt, deswegen auch der Name „Butterblume“.

 

„Grundsätzlich“, sagt er, „gibt es für mich keine bösen und lieben Pflanzen in der Natur wie es oft der Naturschutz anprangert. Auch Zierpflanzen haben ihre Berechtigung. Die Pflanzen können ja nichts dafür, dass sie da sind.“ Nur bei der Quecke bekommt der gelernte Landschaftsgärtner spaßeshalber einen Hass. „Was die Quecke kann? Die kann echt gar nichts.“ Und auch für den Giersch hat er kein gutes Wort übrig: „Bei meiner Freundin habe ich den Giersch innerhalb von zwei Jahren im Garten eliminiert. Nur deswegen durfte ich bleiben.“

 

„Mähen ist wie ein Haarschnitt. Nur nicht zu früh und zu oft im Jahr.“

 

Soll man jetzt seinen Garten zuwuchern lassen, um jeder Pflanze seiner Berechtigung lassen? Nein, Mähen sei gut, sagt Jürgen Feder. „Das ist wie Haarschnitt.“ Man sollte nur möglichst spät mähen und auch nicht zu oft. „Zwei- bis dreimal im Jahr reicht.“ Gegen Düngung spricht sich Jürgen Feder jedoch gänzlich aus. „Düngen ist immer schlecht.“

 

Von dem geballten Fachwissen fühlten sich manche Safari-Teilnehmer etwas erschlagen. „Fast ein bisschen zu viel des Guten“, stellt Stefanie Bohnert aus Marktrodach abschließend fest, die vor allem wegen ihrer pflanzeninteressierten kleinen Tochter an der Führung teilgenommen hatte. „Aber Jürgen Feder reißt einen schon toll mit, weil er so leidenschaftlich ist.“

 

Daniel Gosch aus Seßlach, zufälligerweise selbst Landschaftsgärtner und aus Bremen hergezogen, ist begeistert: „Jürgen Feder hat viel Wissen und sabbelt wie ein Wasserfall, er ist lustig und stärkt das Naturverständnis. Dass nämlich das, was um einen herum wächst, einen Wert hat, den manche von uns vergessen haben.“ Und das hat Jürgen Feder an diesem Tag wieder einmal geschafft: Er hat anderen Menschen gezeigt, wie kostbar Natur ist. Vielen Dank dafür!