Die Greifvogelstation wurde 50 Jahre alt

Auch für die Berichterstatter war das Thema interessant
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Elisabeth Leix vom Deutschen Falken-orden überreichte Ulrich Leicht einen Scheck in Höhe von 1000 Euro
Elisabeth Leix vom Deutschen Falken-orden überreichte Ulrich Leicht einen Scheck in Höhe von 1000 Euro

Täglich zweimal fährt Ulrich Leicht zur ehemaligen Gärtnerei des Schlosses im Coburger Stadtteil Neu-Neershof, wo die Greifvogelauffangstation des LBV untergebracht ist. Seit 1969, also seit unglaublichen 50 Jahren, betreut der Rödentaler das Vogelkrankenhaus ehrenamtlich.

 

Das nahm der LBV am 23. Juli 2019 zum Anlass, Ulrich Leicht bei einer offiziellen Jubiläumsfeier einmal ganz herzlich „Danke“ zu sagen. „Unsere Greifvogelauffangstation wäre ohne unseren Ulrich gar nicht möglich“, sagte Frank Reißenweber, der Erste Vorsitzende des LBV Coburg, bei der Feierstunde, zu der die Presse gekommen war und zahlreiche Gäste aus ganz Bayern. „Wenn sich jeder so für den Naturschutz einsetzen würde, dann gäbe es gar keine Probleme.“ Den rund 40 geladenen Gästen gab der für sein ehrenamtliches Engagement vielfach ausgezeichnete Ulrich Leicht einen kurzen geschichtlichen Abriss über die Greifvogelauffangstation.

 

1969 pachteten vier aktive Mitglieder der damaligen „Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Coburg“ die alte Gärtnerei des Schlosses Neuhof, um dort Greifvögel zu halten und kranke Vögel zu pflegen. Von Anfang an dabei waren Ulrich Leicht und die drei Brüder Armin, Dietmar und Karl Dorschner. Später kamen der Coburger Tierarzt Dr. Günther Trommer und Helmut Brühl mit dazu. Die alte Anlage, die dem Forstbetrieb Coburg der Bayerischen Staatsforsten gehört, wurde wieder instand gesetzt, es wurden Volieren gebaut, seltene Greifvögel gezüchtet und verletzte oder geschwächt aufgefundene Greifvögel gepflegt, um sie wieder frei zu lassen. 1989 übernahm Ulrich Leicht die Betreuung der Auffangstation alleine.

 

Nur wenn Ulrich Leicht im Urlaub ist oder krank, dann wird er seit Jahrzehnten von den Nachbarn Marianne und Gerhard Vogt vertreten und im Notfall von seiner Frau Christel. Ansonsten übernimmt er die Pflege der tierischen Patienten alleine.

 

Im Jahresdurchschnitt werden in die Vogelauffangstation zwischen 50 und 100 Greifvögel eingeliefert, die zum Beispiel im Straßenverkehr verletzt wurden. Über 60 Prozent davon können wieder frei gelassen werden. Manche sind so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden müssen. Alle Vögel werden registriert und beringt. Das Haupt-Einzugsgebiet der Auffangstation umfasst neben Ober- und Unterfranken auch die Thüringer Landkreise Sonneberg und Hildburghausen, mit deren Naturschutzbehörden an den Landratsämtern eng kooperiert wird. Die Kosten für Futter, Instandhaltung der Volieren und des Anwesens versucht der LBV Coburg aus Spenden zu stemmen.

 

Zur Feierstunde waren nicht nur viele LBVler gekommen, sondern auch MdL Michael Busch (SPD), der Staatssekretär a.D. Jürgen W. Heike, der stellvertretende Landrat Rainer Mattern, der Dritte Bürgermeister von Coburg, Thomas Nowak, der Zweite Bürgermeister der Stadt Rödental, Thomas Lesch, Rödentals Altbürgermeister Gerhard Preß, Albert Schrenker von den Bayerischen Staatsforsten, Elisabeth Leix vom Deutschen Falkenorden, Vertreter der Naturschutzbehörden, Vertreter des Naturkunde-Museums Coburg, der Tierarzt Dr. Bernd Wicklein, der alle gefiederten Patienten der Station kostenlos behandelt, Unterstützer der Station und viele mehr. „Es ist von unschätzbarem Wert, eine solche Station in der Region zu haben, aber auch Enthusiasten wie Uli Leicht, die ihr Wissen und ihr Wirken für Vögel in den Dienst der Natur stellen. Danke und herzlichen Glückwunsch“, sagte MdL Michael Busch. Der stellvertretende Landrat Rainer Mattern dankte „dem ganzen Team“. Und auch Thomas Nowak, der Dritte Bürgermeister von Coburg, war voller Anerkennung: „Wir sind als Stadt Coburg Herrn Ulrich Leicht für sein außerordentliches jahrzehntelanges Engagement für den Tier- und Naturschutz, insbesondere in der Greifvogelstation, sehr dankbar.“ Elisabeth Leix vom Deutschen Falkenorden sagte: „Am Beispiel der Vogelstation Neu-Neershof wird eindrucksvoll veranschaulicht, wie sich aktiver Vogelschutz und Falknerei ergänzen können, und das Wissen um eine Jahrtausende alte Jagdart, dem Kunsthandwerk der Falknerei, nützlich zum Wohle unserer Vogelwelt eingebracht werden kann.“ Nach den Grußworten fand das jährliche Sommerfest des LBV statt und alle Gäste konnten durch Gucklöcher ganz exklusiv die Volieren besichtigen, die ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, um die kranken Vögel nicht zu stören.

 

Die Medien berichteten anschließend ausführlich. Noch am selben Abend lief ein Bericht in der „Frankenschau aktuell“ im Bayerischen Fernsehen. Im Hörfunk wurde am Tag danach ebenfalls noch einmal berichtet, und zwar in der Sendung „Mittags in Franken“ auf Bayern 1. Radio Eins aus Coburg machte einen ausführlichen Bericht, genauso wie die beiden ansässigen Tageszeitungen Coburger Tageblatt und Neue Presse Coburg. Das hm-Zweiländermagazin hatte bereits im Vorfeld einen ganzseitigen Artikel über die Greifvogelauffangstation abgedruckt.

 

7/2019