Wieder ein wärmeliebender Neubürger im Coburger Land

Südliche Eichenschrecke (c) Zimmermann
Südliche Eichenschrecke (c) Zimmermann

Südliche Eichenschrecke

Einen erneuten Beleg für den klimabedingten Wandel unserer heimischen Insektenfauna erbrachten unsere beiden Praktikanten Leon Gröhlich und Felix Zimmermann am 11. September. Da sie sich gleich nach ihrer Ankunft mit Heuschreckenkartierungen beschäftigten, hatten sie ein waches Auge für diese Tiergruppe und entdeckten eine Südliche Eichenschrecke auf unserem LBV-Auto. Und das kommt nicht von ungefähr. Laut NABU wird sie des Öfteren per Auto weit verfrachtet, wobei sie sich auch nicht von 150 Stundenkilometern vom Außenspiegel nicht abschütteln lässt, siehe: www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/heuschrecken/23414.html. Hier ist allerdings eine Fernreise auszuschließen, da unser Fahrzeug nur im Raum Coburg bewegt wird. Jedenfalls ist es der erste Nachweis dieser Art im Coburger Land. Glückwunsch unseren beiden Praktikanten!

Naturfotografie unterstützt naturschutzfachliche Kartierarbeit!

Warzenbeißer (c) Ronny Köhler
Warzenbeißer (c) Ronny Köhler

Sehr erfreut war Gerhard Hübner über Fundangaben seltener Insektenarten von unserem Naturfotografen Ronny Köhler, der die laufenden Kartierprojekte zu Libellen und Heuschrecken unterstützt.  Um seinen Wohnort nördlich Neustadt konnte Ronny nicht nur die stark rückläufige Schwarze Heidelibelle und die stark gefährdete Kleine Binsenjungfer ablichten, sondern auch ein Weibchen der Nadelholz-Säbelschrecke. Das ist zwar keine gefährdete Art, aber sie ist dennoch selten, und man bekommt sie aufgrund ihrer heimlichen Lebensweise kaum zu Gesicht. Für den Raum Coburg gibt es lediglich zehn Rufnachweise aus den 1990er Jahren – gesehen wurde sie dabei offenbar noch nie! Eine besondere Überraschung für unseren Naturschutzfachberater war seine Sichtung eines Warzenbeißers, es ist die erste im Neustadter Buntsandsteingebiet. Im Coburger Land haben wir insgesamt 18 alte Fundmeldungen dieser gefährdeten Heuschreckenart, aber von nur zwei Gebieten wissen wir, dass sie aktuell dort noch vorkommt. Und das auf LBV-Flächen! 

Punktierte Zartschrecke (c) Forkel
Punktierte Zartschrecke (c) Forkel

Jedenfalls scheint der Kreis unserer Arbeitsgruppe Naturfotografie einen wertvollen, fotografisch dokumentierten Wissensschatz zu beherbergen, wobei die seltenen und gefährdeten Arten Eingang in die Datenbank der Artenschutzkartierung des Landesamts für Umwelt finden sollten. Leider ist nicht immer bekannt, was bei uns selten ist, so etwa die Punktierte Zartschrecke, die Bastian Forkel bei sich Zuhause ablichten konnte. Glückwusch zum Erstnachweis im Coburger Land! 

Nadelholz-Säbelschrecke (c) Köhler
Nadelholz-Säbelschrecke (c) Köhler

Weitere neue Heuschrecken-Entdeckungen

Ein bei uns sehr rarer Bewohner feuchter Seggenrieder und Röhrichte ist die stark gefährdete Kurzflügelige Schwertschrecke. Dokumentiert sind bislang nur sechs Fundorte aus den 1970er Jahren und einer von 1994. Nachdem in den beiden Vorjahren in den Glender Wiesen im Stadtgebiet aktuelle Vorkommen festgestellt wurden, hat heuer unser mit den zwei Praktikanten und Bundesfreiwilligendienstler Robin Rubner verstärktes LBV-Team auch im Landkreis neue Fundorte ausmachen können, und zwar auf einer isolierten Feuchtfläche auf den Langen Bergen und auf den Bergdörfern bei Neustadt unmittelbar neben einer LBV-Anpachtung. Die besondere Gefährdungslage liegt hier auf der Hand: Da diese Heuschrecke wegen ihrer Kurzflügeligkeit wenig mobil und ausbreitungsschwach ist, und zudem spezielle Lebensraumansprüche hat, ist sie von möglichen Beeinträchtigungen solcher Inselbiotope besonders betroffen. Im Gegensatz dazu die Schwesterart, die früher mit nur einem einzigen Nachweis im Coburger Land noch seltener war. Die Langflügelige Schwertschrecke ist flugfähig und wurde inzwischen an mehreren Stellen gefunden, zuletzt von unseren Heuschreckenbegeisterten bei Untersiemau und Brüx. Sie ist zunehmend, wohl wieder begünstigt vom Klimawandel, in Ausbreitung begriffen.


Spanische Flagge im Aufwind?

Gleich zwei Sichtungen vom Nachtschmetterling Spanische Flagge (Familie der Bärenspinner) wurden unseren Naturschutzfachberater mitgeteilt. Dietrich Pax fand Anfang September ein Exemplar am Gärtnerhof bei Callenberg. Und auf beim Gut Hambach konnten Anja Gutgesell und Benno Noll im August sogar zwei Falter beim Blütenbesuch beobachten. Beide Beobachtungen sind von Bedeutung, weil die – auch Russischer Bär genannte – Art nach Anhang II der Flora-Fauna-Habitat Richtlinie besonders geschützt und daher für Natura 2000 Gebiete relevant ist. Und solche Schutzgebiete sind sowohl Callenberg als auch der Hambachgrund (Teilgebiete des FFH-Gebiets 5731-302 „Veste Coburg, Bausenberger und Callenberger Forst"). Dort wurde diese Art bislang nicht dokumentiert, und es gibt auch im gesamten übrigen Coburger Land keine Fundeinträge in der Artenschutzkartierung