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Im Jahresheft 2020 veröffentlichten wir den Aufruf von Irmgard Schuster (LBV Würzburg), welche die vom Aussterben bedrohte Schneckenart „Bierschnegel“ bei sich im Hinterhof gefunden hatte und sich mit anderen LBV-Mitgliedern austauschen wollte. Es kam aber noch besser:
Ende Mai 2020 ist Irmgard Schuster eigens mit rund 200 Exemplaren des Bierschnegels ins Coburger Land gefahren, um diese mit Vertretern des LVB Coburg in drei aufgelassenen Bierkellern freizulassen. Zuvor wurde bei der Höheren Naturschutzbehörde in Bayreuth eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung für die Wiederansiedelung beantragt, die mit der Auflage genehmigt wurde, die Bestandsentwicklung der Tiere zu dokumentieren.
Der Bierschnegel galt als eine Charakterart der fränkischen Bier- und Felsenkeller. Mit der Aufgabe der traditionellen Kellernutzung als Vorratslager für Bier, Obst und Gemüse waren im Coburger Land leider auch seine Tage gezählt. Aus dem vergangenen Jahrhundert liegen aus ganz Bayern lediglich vier Nachweise vor, der letzte 1994 aus Coburg. Daher wird der Bierschnegel aktuell in den Roten Listen Deutschlands und Bayerns als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Anders als die in Gärten und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen schädliche „Spanische Wegschnecke“ zählt der Bierschnegel nicht zu den Schneckenarten, die sich für grüne Pflanzen interessieren.
Vor der Auswilderung wurden die drei Keller mit Temperatur- und Feuchtemessgeräten und mit einem breiten Spektrum an Futter ausgestattet. „Was der Bierschnegel am liebsten frisst, wird sich im Laufe der Zeit zeigen“, sagt der Naturschutzfachberater des LBV Coburg, Gerhard Hübner, der die Wiederansiedelung fachlich begleitet. Begehrt sind vor allem Kartoffeln, Möhren und Champignons, aber auch mit Mehl bestäubtes, modriges Holz wird gerne „abgeweidet“. Als Versteck dienen den Schnecken Bretter, altes Laub und Blumenuntersetzer aus Ton. Und natürlich darf auch das Bier nicht fehlen, denn damit wird der Bierschnegel angelockt – wie schon sein Name verrät. Um eine möglichst hohe Luftfeuchte zu erzeugen, wurden Wassereimer aufgestellt und mit einem Gazestoff abgedeckt, damit die Schnecken nicht darin ertrinken. Um den Bierschnegeln langfristig ein neues Zuhause zu geben, werden die drei Keller zukünftig regelmäßig kontrolliert und mit Futter ausgestattet.