Unsere Patienten im Überblick

Im Jahresdurchschnitt werden in die Greifvogelauffangstation, welche der LBV Coburg größtenteils über Spenden finanziert, zwischen 50 und 100 Tiere eingeliefert, die zum Beispiel im Straßenverkehr, an Stromleitungen oder an Fensterscheiben verletzt wurden. Manche sind so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden müssen. Über 60 Prozent können aber wieder frei gelassen werden.

 

Alle Vögel werden registriert und beringt. Der häufigste Patient ist der Turmfalke, gefolgt vom Mäusebussard und Waldkauz. Aber es wurde auch schon eine Wiesenweihe gesund gepflegt, genauso wie Fischadler und Schwarzstorch. Mehrmals wurden auch schon vom Zoll beschlagnahmte Vögel vorübergehend in der Auffangstation untergebracht.

 

Das Einzugsgebiet der Auffangstation umfasst Teile Ober- und Unterfrankens, aber auch die Landkreise Sonneberg und Hildburghausen, mit deren Naturschutzbehörden an den Landratsämtern eng kooperiert wird.


2023 - 67 von 108 Patienten konnten wieder in die Freiheit entlassen werden

2023 war ein sehr arbeitsintensives Jahr für das Team der Greifvogelstation. 108 Patienten wurden aufgenommen, davon konnten 67 wieder freigelassen werden, 6 müssen noch etwas länger in der Station bleiben und 35 Greifvögel haben es leider nicht geschafft. Aber auch diesem Jahr waren wieder einige Highlights dabei. 

Drei junge Wiesenweihennestlinge wurden durch Zufall kurz vor den Mäharbeiten entdeckt und gerettet. Damit die Kleinen möglichst natürlich aufwachsen können, wurden sie in Unterfranken in zwei andere Bruten erfolgreich untergeschoben und sind dort nach nur wenigen Wochen gesund und munter ausgeflogen.

Ähnliches gelang auch mit einem Uhunestling, der nach zwei Tagen in der Station seinen Elterntieren wieder zugeführt wurde.

Auch unser Wanderfalkenjunges aus der Morizkirche in Coburg hatte einen holprigen Start. Bei seinen ersten Flugversuchen ist er abgestürzt und kam ohne Hilfe nicht mehr auf das Dach der Kirche. 

 


Nach einer kurzen Verschnaufpause in der Station hat er dann Aufstiegshilfe durch das Team der Greifvogelstation erhalten. Neben den Jungtieren sind auch zwei sehr seltene Gäste in der Station gewesen. Unter anderem fand ein junger Steinkauz seinen Weg in das Greifvogelkrankenhaus. Nach kurzer Genesungszeit konnte er wieder ausgewildert werden. Ein noch viel seltener Gast, der nur während seiner Zugzeit in Deutschland zu beobachten ist, ist der Merlin. Ein Vertreter seiner Art wurde im Raum Sonneberg gefunden und nach einer kurzen einmonatigen Pause in der Pflegestation konnte auch er wieder ausgewildert werden.

2018: Eine Wiesenweihe - Premiere in der Station

Wiesenweihe (c) Petra Altrichter
Wiesenweihe (c) Petra Altrichter

Beim Mähdrusch im Juli 2018 wäre sie fast getötet worden, die Wiesenweihe – dieser besondere Vogel, der in Oberfranken schon fast ganz verschwunden war und sich erst  seit kurzem durch ein LBV-Projekt von  Unterfranken aus wieder ausbreitet. Doch der Landwirt im Landkreis Hilburghausen sah den Jungvogel noch rechtzeitig und brachte ihn eine zeitlang zuhause im Hühnerstall unter, bevor das Landratsamt auf unsere Vogelauffangstation in Neu-Neershof verwies.

Dort wurde der Vogel von Ulrich Leicht aufgepäppelt, beringt und einen Monat später in den Glender Wiesen kerngesund freigelassen. Sogar für den routinierten Ulrich Leicht war dieser Patient etwas Besonderes: „Eine Wiesenweihe hatten wir bisher noch nie!“


Der Leiter der Vogelauffangstation hat für 2018 noch einen besonderen Fall zu vermelden: Am 20. Februar wurde er abends nach Rödental in einen Hühnerstall gerufen. Dort saß auf einem toten Hahn ein Habichtweibchen. Der Hahn hatte seinem Erzfeind noch kurz vor dem Ableben ein großes Loch in den Kropf gerissen. Sicher wäre der Habicht daran gestorben, hätte ihn Ulrich Leicht nicht noch in der gleichen Nacht in der Klinik von Dr. Wicklein notoperieren lassen. Anschließend wurde der Vogel auf Diät gesetzt, um die frische Naht nicht zu belasten. Zwei Wochen später konnte er beringt wieder frei gelassen werden.


Auch Nachwuchs gab es wieder im Vogelkrankenhaus: Zwei wild brütende Turmfalkenpaare auf dem Dachboden und in einem installierten Waldkauzkasten brachten insgesamt sieben Jungen durch. Und zwei flugbehinderte Turmfalkenpaare, die langfristig in der Station wohnen, brachten elf Jungen zur Welt. Damit der Nachwuchs trotz der flugbehinderten Eltern das Fliegen lernt, schob sie Ulrich Leicht als Ästlinge den zwei anderen Turmfalken-Paaren unter. Die Vermehrung der Turmfalken ist also erfolgreich. 


Bis Mitte November waren 55 Patienten in der Station: zehn Mäusebussarde, 28 Turmfalken, sechs Uhus, vier Sperber, zwei Habichte und zwei Waldohreulen, außerdem jeweils ein Wanderfalke, eine Schleiereule und eine Wiesenweihe.

2017: Dauergast "Milfi" ist gestorben

Der Rote Milan "Milfi" wohnt 21 Jahre lang in der Greifvogelauffangstation. (c) Petra Altrichter
Der Rote Milan "Milfi" wohnt 21 Jahre lang in der Greifvogelauffangstation. (c) Petra Altrichter

Das Jahr 2017 wird in der LBV Greifvogelstation Neu-Neershof also vor allem als dasjenige Jahr in Erinnerung bleiben, an dem der Rote Milan gestorben ist, der seit 21 Jahren quasi zum Inventar des Vogelkrankenhauses gehörte. Ansonsten hatte Ulrich Leicht wieder alle Hände voll zu tun: Mehr als 60 Tiere wurden 2017 im Vogelkrankenhaus aufgenommen und gepflegt.

 

Er war ein ständiger Gast in unserem Vogelkrankenhaus, und

das seit 21 Jahren. Kaum hatte man den Hof der Greifvogelauf-

fangstation in Neu-Neershof betreten, hatte „Milfi“ den neuen

Besucher schon gesehen und begrüßte ihn mit aufgeregten Rufen.

Kein Wunder: Der Rote Milan, der vor 20 Jahren in Lauscha wohl von

Menschenhand aufgezogen worden war, bevor er über Umwege in die LBV-Auffangstation gekommen war, hielt sich wohl selbst für einen Menschen. Und auch, wenn seine menschlichen Spielkameraden mit ihm nie eine Runde flogen, waren sie doch immerhin so intelligent, sich Taschentücher übergeben zu lassen.

 

Dreimal setzte Ulrich Leicht, der Leiter der Vogelauffangstation, Milfi in die freie Natur aus. Doch jedes Mal gesellte sich der zahme Rote Milan schnell wieder unter seinesgleichen, nämlich Menschen, und diese hatten es komischerweise nicht so gern, dass er plötzlich die Würstchen vom Grill stibitzen wollte und das Kind im Kinderwagen oder den Dackel von ganz nah unter die Lupe nahm. Jedes Mal holte ihn Ulrich Leicht nach Beschwerden wieder irgendwo im Landkreis Coburg ab und gab die Auswilderung dann irgendwann auf. Fortan lebte Milfi als Dauergast in der Vogelauffangstation, und das 21 Jahre lang.

 

Jetzt am 10. August ist Milfi an Altersschwäche gestorben, und niemand begrüßt einen mehr, wenn man das Vogelkrankenhaus betritt. Ulrich Leicht vermisst ihn, sagt er: „Er war schon ein ganz besonderer Vogel.“

2017: Habichtrettung aus Hühnervoliere

Das Jahr 2017 wird in der LBV Greifvogelstation Neu-Neershof also vor allem als dasjenige Jahr in Erinnerung bleiben, an dem der Rote Milan gestorben ist, der seit 21 Jahren quasi zum Inventar des Vogelkrankenhauses gehörte. Ansonsten hatte Ulrich Leicht wieder alle Hände voll zu tun: Mehr als 60 Tiere wurden 2017 im Vogelkrankenhaus aufgenommen und gepflegt.

Als Besonderheit im Jahr 2017 konnten im Frühjahr aus dem Netz einer Hühnervoliere in Breitenau je ein männlicher Habicht im Alterskleid und ein weiblicher Habicht befreit, beringt und wieder freigelassen werden. Trotz des Verlustes von zwei Hühnern waren die Besitzer den Wildvögeln sehr aufgeschlossen gegenüber. Ende Mai entdeckten Passanten unter dem Nest des Coburger Morizkirchturms ein ausgewachsenes Wanderfalkenjunges. Zusammen mit Tierarzt Boyo Lessing und Dieter Bassing von der Stadt Coburg wurde er beringt und auf den Turm zurückgesetzt.

In der Greifvogelstation in Neuhof flogen sechs junge Turmfalken aus dem Nistkasten im Dachboden aus. Weiterhin konnten mit zwei behinderten Turmfalkenbrutpaaren insgesamt neun junge Turmfalken gezüchtet und beringt aus der Station freigelassen werden. Nicht nur Greifvögel hat Ulrich Leicht 2017 in der Auffangstation gepflegt, sondern auch besondere Gäste: So hatte er in Neu-Neershof  einen Graureiher, einen Mauersegler und eine Wacholderdrossel zur Pflege.

2016: Steinkauz von Urlauber aus Italien mitgebracht

Der Steinkauz aus Italien (c) Petra Altrichter
Der Steinkauz aus Italien (c) Petra Altrichter

Mit weit über 80 Pflegefällen hatte Ulrich Leicht 2016 alle Hände voll zu tun in der Vogelauffang- und Pflegestation in Neu-Neershof.

Erfreulicherweise konnte wieder über die Hälfte der Tiere in ihren natürlichen Lebensraum entlassen werden. Häufigster Pflegegast war der Turmfalke mit 33 aufgenommenen Tieren, gefolgt im weiten Abstand vom Mäusebussard mit 11 Tieren. Besondere Patienten waren zwei Rabenkrähen und ein Graureiher.

Bemerkenswert war die Aufnahme von drei Uhus, einer Schneeeule und zwei Harris-Hawks (Wüstenbussarde), welche beschlagnahmt wurden und zur Pflege der Greifvogelstation übergeben worden sind. Nach 56 Tagen wurden die Vögel vom Veterinäramt an neue Besitzer übergeben.

Ungewöhnlich war auch ein junger Steinkauz, welcher von Urlaubern aus Italien mitgebracht wurde. Die kleine Eule wurde in Nachbarschaft anderer Steinkäuze im Grabfeld in die Freiheit entlassen.


Ebenfalls nennenswert war ein Turmfalke, welcher mit Geschirr (Lederriemen) in Tettau (Landkreis Kronach) Mitte Mai zugeflogen ist und von Ulrich Leicht dort abgeholt wurde. Nach aufwendiger Recherche über die Ringstelle des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe in Wiesbaden konnte der Züchter in Auerbach (Sachsen) ausfindig gemacht werden. Der Falke wurde von dort 2011 nach Nobitz (Thüringen) verkauft und entflog seinem Falkner im April 2016. Am 13. September, nach 115 Pflegetagen in Neu-Neershof, waren der Falkner und der Turmfalke wieder vereint und konnten gemeinsam die 150 Kilometer lange Heimreise antreten.

 

Junger Schwarzstorch aus Thüringen

Der Schwarzstorch (c) Petra Altrichter
Der Schwarzstorch (c) Petra Altrichter

In letzter Sekunde wurde der junge Schwarzstorch von einem Spaziergänger in Thüringen entdeckt. Sein Hund stöberte den kranken Storch im Unterholz auf. Die Eltern hatten ihn aus dem Nest geworfen. Das mag grausam erscheinen, ist aber weit verbreitet im Tierreich und dient der Erhaltung der Art. Der junge Storch hat Fehlstellungen an den Beinen und Flügeln. Zu schwach zum Stehen, wurde der Storch bei Ulrich Leicht in der Station abgegeben, doch sein Lebenswille war so stark, dass der Storch überlebte und nun zur Überwinterung in eine große Pflegestation gebracht wurde. Mit etwas Glück kann der Storch nach der nächsten Mauser sogar fliegen und ein Leben in freier Wildbahn antreten.

 

 

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