Der Rauhfußkauz

Der Nachmieter des Schwarzspechtes

Rauhfußkauz
Rauhfußkauz

„Der Rauhfußkauz ist wie die Hohltaube weitgehend auf Schwarzspechthöhlen angewiesen“ NITSCHE & PLACHTER (1987).

 

Wieso das? - Ganz einfach: keine Eule kann mit ihrem Schnabel oder ihren Fängen selbständig Höhlen in Bäumen anlegen. Die für diese Arbeit ausgerüsteten "Zimmermänner des Waldes" sind unsere heimischen Spechtarten. Vom nur meisengroßen Kleinspecht mit 14 cm Körperlänge bis hin zum mit 45 cm fast krähengroßen Schwarzspecht legen sie natürlich unterschiedlich große Bruthöhlen an, die in den Folgejahren von "Nachmietern genutzt werden können. Die passende Höhlengröße für den Rauhfußkauz liefert der Schwarzspecht - wie auch für die Hohltaube, die Dohle und andere Tiere wie den Baummarder.

Bei gezielter Suche nach Schwarzspechthöhlen, zum Beispiel durch Absuchen von Altbuchenbeständen mit Naturhöhlen, lässt sich der Rauhfußkauz auch in weiteren Teilen des Landkreises nachweisen. Brutnachweise in Naturhöhlen liegen zum Beispiel aus dem Rodacher Wald (2001), Mönchsholz bei Sonnefeld (1992), „Am Schreinersberg“ Lichtenfelser Forst (2004), aus dem Bereich „Steinrangen“ Buch am Forst (2005) oder aus dem Neuensorger Forst (2004) vor.

 

Ein künstlicher Ersatz für fehlenede Spechthöhlen können unter Umständen Nistkästen sein.

Nistkästen - Hilfe für den Rauhfußkauz?

Die AG Eulenschutz Coburg unter Leitung von Gerold Schlosser hat für den Rauhfußkauz seit Mitte der 80er Jahre zahlreiche Nistkästen aufgehängt und konnte so den Rauhfußkauz im Coburger Land über 25 Jahre lückenlos dokumentieren. Brutvorkommen in künstlichen Nisthilfen innerhalb der Landkreisgrenze konnten in den letzten 20 Jahren nur aus dem Callenberger Forst erbracht werden. Weitere größere Vorkommen befinden sich an der südlichen Landkreisgrenze im Lichtenfelser und Neuensorger Forst. Letzter Brutnachweis im Untersuchungsgebiet war im Jahr 2008 im Lichtenfelser Forst.

Ursachen für den Rückgang von Nistkastenbruten?

Seit dem Jahre 2009 konnte keine Rauhfußkauzbrut mehr in Nisthilfen der AG Eulenschutz festgestellt werden. Zwischen 1999 und 2008 ist, bis auf das Jahr 2004, nur eine oder keine Brut in Nisthilfen der AG registriert worden (Abb. unten). Allem Anschein nach ist der Rauhfußkauzbestand im Untersuchungsgebiet erheblich geschrumpft. Als Ursache kann hier sicherlich die Bautätigkeit für die Autobahn und den ICE im Bereich Lichtenfelser Forst angeführt werden. Für das Gebiet des Neuensorger Forstes kann evtl. der vermehrte, ganzjährige Holzeinschlag mit großen Maschinen eine Ursache darstellen. Der Rauhfußkauz zieht Naturhöhlen den Nisthilfen vor. Es sollte im positiven Sinne dahin spekuliert werden, dass das vermehrte Belassen von Biotopbäumen, sogenannte Höhlenbäume und stehendes Totholz, den Brutrückgang in Nisthilfen der AG bewirkt hat. Festzustellen ist noch, dass der Kleiber als Konkurrent in künstliche Nisthilfen eine nicht unerhebliche Rolle spielt. In der unteren Grafik ist eine Zunahme in den letzten zwölf Jahren von Kleiberbruten in Rauhfußkauznisthilfen erkennbar. Durch das Zukleben der Einfluglöcher sind solche Nisthilfen für den Rauhfußkauz nicht mehr nutzbar. Ein Brutnachweis vom Rauhfußkauz in Nisthilfen der AG, stellt eine Seltenheit dar. Es ist in nahezu 20 Jahren nur in insgesamt 15 von 61 Nisthilfen zu einer Brut gekommen. Bruten über mehrere Jahre hintereinander oder überhaupt in Nisthilfen stellen die Ausnahme dar. Dies verwundert aber nicht. So ist vom Rauhfußkauz bekannt, dass nur die Männchen im Brutgebiet verbleiben, die Weibchen aber auf der Suche nach besseren Nahrungs- und Brutgebieten weit umherstreifen MEBS & SCHERZINGER (2000). Die Wiederbesetzung von Brutplätzen deutet somit auf sehr gute Nahrungsversorgung oder auf einen Mangel geeigneter Brutplätze hin.

Verbreitung

Der Rauhfußkauz ist eine nur regional verbreitete Eulenart. In Bayern werden die großen Waldgebiete der Mittelgebirge und der Alpen besiedelt. Der Brutbestand wird auf 400 bis 500 Paare geschätzt BEZZEL et al. (2005). MEBS & SCHERZINGER (2000) schätzen den Gesamtbestand in Deutschland auf 1900 bis 2900 Brutpaare. Für den Coburger Raum bezeichnet BRÜCKNER (1926) die Art als einen Jahresvogel, dessen „sehr zerstreute Brutstätten früher übersehen worden sind“. Auf das Problem der Unkenntnis dieser Eule in früherer Zeit macht auch MÄRZ (1968) aufmerksam. BARNICKEL et al. (1977) nennt den Rauhfußkauz einen „Sommervogel, möglicherweise Jahresvogel.“ Er zählt nur wenige Einzelbeobachtungen auf, die sich alle außerhalb des Landkreises Coburg befinden. FROBEL et al. (2002) schätzen den Brutbestand auf 10 bis 15 Paare (1998 Landkreis Coburg + Grenzstreifen).

Lebensraum

Der Rauhfußkauz besiedelt ausgedehnte Nadelwaldgebiete der montanen und subalpinen Stufe BEZZEL (1985), BEZZEL et al. (2005). In tieferen Lagen bilden auch Eichen-Buchenwälder geeignete Biotope WÜST (1986). Entscheidend ist das Vorhandensein von Altholzinseln und den dort vorhandenen Schwarzspechthöhlen. Durch künstliche Nisthilfen können auch jüngere Bestände mit fehlenden Schwarzspechthöhlen besiedelt werden. WÜST (1986) schreibt auch: „Strukturmannigfalt und Höhlenangebot sind für die Biotopqualität wichtiger als die Baumarten.“Auch MEBS & SCHERZINGER (2000) weisen auf hohe Strukturvielfalt hin. Ein Mosaik aus Lichtungen, Waldwiesen, Kahlschlägen und deckungsreichen Nadelholzbeständen wirken sich positiv auf die Bestände aus.

Nahrung

Als Beute bevorzugt der Rauhfußkauz Säugetiere wie Wühlmäuse oder Spitzmäuse, die bei MÄRZ (1968) und MEBS & SCHERZINGER (2000) um die 90 % bei der Nahrung ausmachen. Restliche Nahrung bilden Kleinvögel wie Finken und Meisen.

Lebensweise

Geschlechtsreif wird der Kauz schon im ersten Jahr. Die Mehrzahl der Paare führt eine Saisonehe MEBS & SCHERZINGER (2000). Die Gelegegröße liegt im Durchschnitt zwischen drei und sechs Eier, Brutbeginn ist zwischen Mitte März und Anfang Mai BEZZEL (1985), MEBS & SCHERZINGER (2000). Allgemein findet eine Brut statt, in guten Mäusejahren auch verstärkt Schachtelbruten. MEBS & SCHERZINGER (2000) berichten auch von Bigynie.

Gefährdung und Schutz

Der Rauhfußkauz gilt in Bayern als gefährdet. Nach FÜNFSTÜCK et al. (2003) ist der Rauhfußkauz auf der Vorwarnliste. Hauptgefährdungsursache dürfte der Verlust von Brutbäumen durch Intensivierung der Forstwirtschaft darstellen. Durch Schutz von stehendem Totholz und Höhlenbäumen kann hier wirksam gegengesteuert werden.